Georg Breinschmid, Bassist & Komponist:

Foto: © Julia Wesely

„In den letzten Wochen habe ich einige Male am Wiener Haupt- und Westbahnhof mitgeholfen, Flüchtlinge zu versorgen, Essen zu bringen, in der Küche mitzuhelfen usw. Das waren zutiefst bewegende Erlebnisse für mich, geflüchtete, entwurzelte Menschen und Familien zu sehen, die auf dem Boden schlafen mussten, nichts als ihr nacktes Überleben retten konnten, praktisch vor dem Nichts stehen. Gleichzeitig fühlt man sich bei manchen aktuellen Wahlplakaten ins Wien der 1930er Jahre versetzt, und ich glaube wir nähern uns einem kritischen Punkt, an dem sich zeigen wird, ob die Dummheit, der Hass, die Verhetzung und Angst, die Feindseligkeit die Oberhand gewinnt.. oder das Verständnis, die Liebe und Menschlichkeit, die Toleranz (die auf Wahlplakaten von vornherein als „falsch“ bezeichnet wird).. Wird das Gegröle „gewinnen“, oder die Musik?

Wir brauchen auch nicht auf irgendwelche Lösungen von Politikern warten, die vielleicht nie kommen, sondern müssen die Dinge selbst in die Hand nehmen. Das ist es auch, was mich positiv und optimistisch stimmt - dass es heute eine Zivilgesellschaft gibt, die von selbst verantwortlich handelt, sich den schlimmen Entwicklungen entgegenstellt, dort tätig wird, wo die Politik versagt. Und wir sollten nie vergessen, dass wir hier in Mitteleuropa auf der Butterseite der Welt leben, einfach nur durch Glück, dass es viele viele Menschen gibt, die dieses Glück nicht haben. Dass wir alle auf dem selben Planeten leben. Und dass alles mit allem verbunden ist - Krieg und Frieden, Hunger und Wohlstand, West und Ost, Menschen und Menschen. Und dass uns nichts „weggenommen“ wird, wenn wir ein kleines bisschen von „unserem“ teilen.. Jeder Moment, jede kleine Tat, jeder Mensch zählt.“


Wir bedanken uns bei mica – music austria
für das Sammeln eines großen Teils der
MusikerInnen-Statements dieser Website.