Der Gang der Geschichte ist der Fortgang. Von klein auf: aus der Wiege, aus dem Elternhaus,
aus der Umgebung. Die Menschheit ist international. Internationalität ist der Kompass der
menschlichen Evolution. Diese globale Zusammen-Führung findet in allen Domänen statt. Von der
Wanderung des Homo sapiens bis zum Internet. Und immer als Migration.
Der Reichtum holte und holt sich Menschen als Sklaven, als KZ-Insassen, als Kriegsgefangene,
als Märkte, als Kolonien, als Brain Drain in weltumspannende Konzerne und Globalisierung. Die
„Wirtschaft“ folgte der Internationalisierung der Menschheit. Und verfolgte sie. Krieg, Armut
und Verfolgung vertrieb die Menschen, Arbeit holte sie und nannte sie Gastarbeiter. Zuerst
aus dem Umland der Städte, dann aus bäuerlichen Gebieten, dann aus dem Ausland. Sie wurden
geholt, ihrer Funktion willen, Reichtum zu vermehren und Gesundheit zu sichern.
Jahrhunderte der Migration veränderte Unternehmen, Belegschaften und Gesellschaften. Aus der
Funktion wurden Menschen und aus Menschen Mit-Menschen. Wien verdreifachte die Einwohnerzahl
von 1880 in nur 30 Jahren auf 2,1 Millionen. Und die Enkel-Kinder der Verschleppten der
Monarchie sind heute Bürgermeister, Minister und Manager. Migration ist ein Meer voller
Leidensgeschichten. Sie erfolgt aus Leid im alten Land und sie trifft auf Leid im neuen Land.
Wir. Der Mensch ist die Medizin des Menschen. Wir sind die Medizin. (Text: Rudolf Karazman –
Saxofonist, Facharzt für Psychiatrie, Lektor an der WU Wien und Gründer der Innitiative „Der
Mensch zuerst – Spitalspersonal gegen Ausländerfeindlichkeit”)“